In diesem Artikel nehme ich dich mit in ein Land der wenigen Worte, der Leuchttürme und Windmühlen, in dem stets eine steife Brise weht und die Gezeiten das Leben der Menschen bestimmen. Ein Land in dem Möwen auf Wattwürmer starren und Käpt’n Blaubär mit seinem Schiff neben einem Deich ankert. Es geht aber auch in eine Region, in der du den Wald vor lauter Obstbäumen nicht siehst und in kleine, idyllische Fischerdörfer in deren Häfen Krabben fast wie Gold gehandelt werden. Also, zieh deine Gummistiefel an, kremple die Kapuze hoch und komm mit!
Diese Nordsee Route führt dich durch Niedersachsen, immer entlang der wunderbaren Küste des Wattenmeeres. Dabei geht es hauptsächlich in kleinere Orte und in Naturspots abseits der großen Touristenmassen.
Du startest an der niederländischen Grenze, fährst komplett durch Ostfriesland, das alte Land und bis zur Hansestadt Hamburg. Größere Städte wie Wilhelmshaven oder Bremerhaven habe ich auf der Route ausgelassen, was nicht heißt, das diese nicht auch einen Besuch Wert sind.
“Moin” ist wohl das Wort, das in Ostfriesland am meisten verwendet wird. Egal ob morgens, mittags oder abends. Als ich hier aber einmal auf die hanebüchene Idee kam, das erste “Moin” noch mit einem weiteren “Moin” zu ergänzen, galt ich sehr schnell als geschwätziger Tourist aus dem Süden… Die verwunderten Blicke an der Krabbentheke konnte ich nur mit einem “Der redet aber viel” deuten. Das leckere Krabbenbrötchen bekam ich aber trotzdem. Beim nächsten Mal dann aber doch lieber nur mit einem “Moin”. Man will sich ja nicht gleich bei den Einheimischen unbeliebt machen.
Du kommst entlang dieser Strecke auch an allen Fähr-Orten vorbei, von denen Touristen auf die Inseln überstechen, wie z.B. Norderney oder Langeoog. Ein Besuch auf einer der Ostfriesischen Inseln ist aber in diesem Artikel nicht mit berücksichtigt. Wenn du es trotzdem machen möchtest, solltest du mehr Zeit einplanen. Es gibt zu einigen der Inseln auch Tagesausflüge.
Diese Route führt dich bis nach Hamburg. Aber die Nordsee geht danach noch weiter, und auch die Ostsee ist dann nicht mehr weit. Warum also nicht deinen Nordsee-Roadtrip noch auf Schleswig-Holstein ausdehnen? Hier findest du dazu auf jeden Fall den passenden Artikel:
Nordsee-Route: Wie lang?
Die hier beschriebene Nordsee-Route ist in 5 Tagen gut zu schaffen. Mit 7 Tagen hast du die Option auch etwas mehr Zeit an dem ein oder anderen Ort länger zu bleiben. Willst du aber auch eine der Nordsee-Inseln entdecken oder auch ein paar der größeren Orte entlang der Strecke, dann würde ich dir empfehlen mehr Tage einzuplanen.
Unterkünfte an der Nordsee-Küste
Bei meiner eigenen Route übernachtete ich hauptsächlich an Campingplätzen, die ich auch in den Beschreibungen hier im Artikel immer erwähne. Es gibt wirklich tolle Campingspots entlang der Küste Niedersachsens.
Wenn du aber ohne Camper oder mit Familie unterwegs bist, dann wird dir sicherlich auch einmal etwas mehr Komfort nicht schaden. Ich empfehle deshalb auch hin und wieder ein paar gute Hotels entlang der Route, die gut liegen um die umliegende Region einfacher zu entdecken.
Nordsee Route: Streckenabschnitte und Sehenswürdigkeiten
Genug der einleitenden Worte. Jetzt geht es los mit deinem Roadtrip entlang der Nordsee.
Alle erwähnten Orte und Sehenswürdigkeiten findest du auch hier auf der Karte:
1. Kiekkaaste
Los geht die Route an der Deutsch-Holländischen Küste bei Bunde. Hier steht ein besonderer Aussichtsturm auf hohen Stelzen –Kiekkaaste genannt. Um ihn zu erreichen musst du sogar einmal über die Grenze in die Niederlande und dann einen durch das Watt führenden Holzpfad am wehenden Schilf vorbei wandern.
Am Aussichtsturm angekommen, kannst du von oben das Leben im Watt beobachten. Es gibt viele Vögel, Enten und manchmal sogar Seehunde zu bestaunen. Am besten bringst du auch ein Fernglas mit und bei Flut sind auch Gummistiefel keine schlechte Idee.
2. Leer
Es geht weiter Richtung Osten bis zum Städtchen Leer.
Wenn du mit Kindern unterwegs bist, dann ist bestimmt das Miniaturland eine tolle Ausflugsmöglichkeit. Hier kannst du dir zudem auch schon mal die Region in der du entlang deines Roadtrips fahren wirst – Ostfriesland, Oldenburg und das Ammerland – etwas genauer anschauen – und zwar interaktiv und in Miniaturform auf etwa 1500 m².
Auch schön fand ich hier das Schloss Evenburg mit seinem tollen Englischen Garten. Diesen kannst du kostenlos besuchen, aber auch der Eintritt ins Schloss (5€, 8€ mit Führung) lohnt sich meiner Meinung nach.
3. Suurhusen
Falls du dachtest, der schiefe Turm von Pisa ist der schiefste Turm der Welt, dann lagst du damit tatsächlich auch schief.
Denn der Kirchturm bei Suurhusen ist 27,37 m hoch und hat einen Überhang von 2,47 m. Er hat damit eine Neigung von 5,19 Grad. Zum Vergleich: Der schiefe Turm von Pisa hat nur eine Neigung von 3,97 Grad. Wer hätte das gedacht?
Am besten du machst dir selbst ein Bild davon bei einem kurzen Zwischenstopp. Am Kirchturm gibt es auch ein kleines Café.
4. Campener Leuchtturm
Von einem zum nächsten Superlativ: Gerade noch schaust du auf den schiefsten Turm der Welt und nur etwa 20 km weiter westlich bist du schon beim höchsten Leuchtturm Deutschlands: Nämlich dem Campener Leuchtturm mit seinen 67 m Höhe. Er wurde im gleichen Jahr wie der Eifelturm erbaut – 1892 – und bis nach oben führen 308 Stufen. Um den Ausblick von dort zu genießen zahlst du 5 € Eintritt pro Erwachsenen.
5. Greetsiel und Pilsumer Leuchtturm
Wenn du den Film “Der Außerfriesische” von Otto gesehen hast, dann wird dir dieser Leuchtturm irgendwie bekannt vorkommen. Denn im Film wohnt Otto in dem gelb-rot gestreiften Prachtexemplar, das zu einer der bekanntesten Sehenswürdigkeiten Ostfrieslands zählt. In Echt kannst du hier zwar nicht übernachten. Aber ein Besuch des Turm-Inneren ist mit einer geführten Tour für 5 € möglich (Hier kannst du eine solche Tour buchen).
Auch ein Abstecher nach Greetsiel, direkt neben dem Leuchtturm, empfehle ich dir. Hier ist immer recht viel los. Es gibt Restaurants, Cafés und Eisdielen. Im Hafen von Greetsiel kannst du zudem mit einem der Kutter zum Krabbenfangen hinaus fahren. Die Fahrtzeiten waren bei meinem Besuch täglich 10:00, 12:00 und 14:00 Uhr.
6. Seehundestation Norddeich
Hast du dir schon immer mal folgende oder ähnliche Fragen gestellt wie:
- Was fressen Seehunde?
- Wo halten sie sich auf?
- Wie werden sie krank?
Und selbst wenn nicht, lohnt sich auf jeden Fall ein Besuch der Seehundstation Norddeich für 10 € Eintritt. Denn neben Antworten auf diese und viele weitere Fragen über Seehunde, kannst du hier auch diese tollen Tiere beobachten. Es werden hier nämlich Seehundewelpen aufgenommen, die ihre Mutter verloren haben. Diese werden dann groß gezogen und wieder auf ein Leben in der Wildnis in der Nordsee vorbereitet.
Es gibt dabei viele interaktive Elemente in der Ausstellung, die nicht nur den Kleinen gefallen wird. Das Highlight sind aber die Glasfenster durch die du auf die Becken schauen kannst. Zu bestimmten Zeiten werden die Tiere gefüttert oder gewogen. Das ist ein Erlebnis für Groß und Klein.
7. Schloss Lütetsburg
Das Schloss Lütetsburg ist ein Wasserschloss im Privatbesitz und deshalb kannst du es auch nur von außen besichtigen. Seit Generationen lebt hier eine Grafenfamilie.
Es gibt aber um das Privatgelände der Burg herum einen sehr schönen Schlosspark mit vielen Rhododendron Pflanzen und idyllischen Plätzen zum Verweilen. Dieser kostet 2 € Eintritt. Für das Parken zahlst du nochmal 1 €.
8. Neuharlingersiel
Wie fast alle der Siel-Orte, liegt auch Neuharlingersiel direkt am Deich. Es ist der Zugangsort zur Insel Spiekeroog. Du kannst hier auch Tagesausflüge zur Insel buchen.
Touristisches Zentrum und Herzstück von Neuharlingersiel ist der alte Kutter-Hafen. Betagte Kutterboote ankern hier vor den prächtigen Hafen-Häusern, in denen sich Restaurants, Hotels und Cafés einquartiert haben.
Du solltest unbedingt die Krabbenbrötchen für 3 € probieren, selbst wenn die Schlange vorm mobilen Fischladen oft lang ist. Neben Krabben gibt es hier auch viele andere Fisch-Leckereien.
Direkt neben dem Hafen liegt der Strand, an dem es sich gut flanieren lässt. Du kannst dir aber auch einfach einen Strandkorb mieten und etwas entspannen.
Auch das Museum der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger für 2 € ist einen Besuch wert. Hier hörst und liest du viele Geschichten über die Seenotrettung und es gibt auch einige maritime Schätze zu entdecken.
9. Carolinensiel
Mindestens einen Zwischenstopp wert ist der historische Hafen von Carolinensiel. Einst wurden hier auf den sogenannten Hellingen – schräg ins Wasser geneigte Ebenen – Boote gebaut. Heute gibt es hier ein Museumshafen mit vielen alten und restaurierten Plattboddenschiffen und kleinere Segler. Einige davon kannst du sogar kaufen, vorausgesetzt natürlich, du hast das nötige Kleingeld dabei.
Ein Highlight in Carolinensiel ist eine Fahrt mit dem Raddampfer Concordia 2. Außerdem findet in Carolinensiel jeden Dienstag von 8 bis 14 Uhr der Wochenmarkt statt.
10. Schillig
Nun verlässt du Ostfriesland in Richtung Wangerland bis nach Schillig. Hier befindet sich der größte Campingplatz Niedersachsens mit fast 1500 Stellplätzen. Es gibt hier auch einen super Strandabschnitt. Vor allem am Morgen, wenn die meisten Leute noch im warmen Campingwagen schlafen, solltest du hier einmal entlang spazieren und bei Ebbe etwas durch das Watt waten.
11. Jever
Jever ist vor allem als Biermarke bekannt. Aber auch der Ort Jever ist toll. Du kannst hier super durch die Gassen schlendern um dir die historischen Häuser anzuschauen. Auch unbedingt besuchen solltest du das von einem idyllischen Englischen Garten umgebene Schloss Jever mit seinem Museum (6 € Eintritt). Die Ausstellung im Inneren, die über vier Etagen führt, ist wirklich toll. Du kannst hier z.B. in einigen authentisch eingerichteten Stuben entdecken, wie einst das Leben zu Beginn des 20. Jahrhunderts war.
Der Schlossturm stammt bereits aus dem 14. Jahrhundert. Von dort oben kannst du auch die tolle Aussicht auf das Umland Jevers genießen.
12. Schloss Gödens
Einen kurzen Zwischenstopp kannst du am Wasserschloss Gödens einlegen. Es ist umgeben von einem tollen Park in dem du ein paar ruhige Minuten verbringen kannst. Das Schloss selbst kannst du allerdings nur von Außen besichtigen. Es ist im Privatbesitz.
13. Rutteler Mühle
Die Rutteler Windmühle, ist die einzige in Deutschland in der noch Holz gesägt wird. Außerdem wird hier mit der Hilfe des Windes noch jede Menge Mehl produziert.
Neben der Windmühle gibt es auch ein Café an dem du die Mühle bei einem Kaffee und Kuchen beobachten kannst.
14. Langwarder Groden
Zwischen den Kränen der Containerterminals von Bremerhaven und den rauchenden Schornsteinen von Wilhelmshaven, erwartet dich ein besonders tolles Naturhighlight – der Langwarder Groden. Du kannst hier entlang eines ca. 5 km langen Rundweges durch das Wattenmeer wandern. Dabei musst du auch übers Wasser gelegte Holzstege laufen und entlang des Weges informieren dich zahlreiche Tafeln über die Region, den Deich und die hiesige Flora und Fauna.
Am Ende der Route steht ein kostenloses Fernglas. Du kannst damit Bremerhaven oder Wilhelmshaven auf der anderen Seite sehr gut erkennen, aber vielleicht auch den ein oder anderen heimischen Vogel.
15. Cuxhaven – Campingplatz See Achtern Diek
Cuxhaven ist definitiv einen extra Besuch wert. Auf meinem Roadtrip habe ich es aber ausgelassen und stattdessen an dem ca. 14 km östlich gelegenen Campingplatz See Achtern Diek Halt gemacht. Er ist super für eine oder vielleicht sogar mehrere Übernachtungen. Es gibt hier einen eigenen See mit Wasserskianlage und jede Menge Möglichkeiten, wie du deine Freizeit verbringen kannst.
Natürlich mangelt es auch nicht an einem Strand, von dem du besonders abends zum Sonnenuntergang einen herrlichen Blick auf Das Wattenmeer bis nach Cuxhaven hast.
16. Altes Land – Stade
Nun verlässt du das Wattenmeer und es geht ins sogenannte Alte Land – Es ist die größte zusammen hängende Obst-Anbaufläche Europas. Egal wo du hinschaust, überall stehen ganze Felder voller Obstbäume, meist Apfel- und Birnbäume.
Besonders schön fand ich hier die Hansestadt Stade. Dieser Ort ist auch ein Highlight in der Region und quasi das Tor ins Alte Land.
Beim Bummeln durch die Stadt kannst du die vielen historischen Fachwerkhäuser mit ihren Giebel-Fassaden entdecken. Am alten Hafen gönnst du dir ein Krabbenbrötchen und an der “Schwinge” besuchst du das Museum Schwedenspeicher und bewunderst die Cartoons der Künstlerin Tetsche, die hier überall an den Mauern angebracht wurden .
17. Altes Land – Hogendiekbrücke
Etwas weiter östlich von Stade findest du diese tolle Brücke aus dem Jahre 1975, die 2014 erneuert wurde. Sie ist ein tolles Fotomotiv und deshalb einen Zwischenstopp wert.
18. Altes Land – Jork
Mitten im Herzen des Alten Landes, umgeben von weiten Obstplantagen, liegt das malerische Jork.
Es lohnt sich die flache Gegend auch etwas mit dem Fahrrad zu erkunden. Dabei kannst du immer mal wieder Halt machen, und dir die Apfelbaum-Felder von Nahem anschauen. Das geht natürlich auch ohne Fahrrad.
Empfehlen kann ich dir auch einen Besuch von einem der vielen Hofläden in der Region. Dort bekommst du nicht nur frischen Apfelsaft, sondern auch allerhand weiterer hausgemachter Produkte aus der Region zu kaufen – perfekt als Souvenir für zu Hause.
Wie du siehst, gibt es entlang der Nordsee von Ostfriesland bis ins Alte Land viel zu entdecken. Welches Highlight entlang dieser Nordsee-Route kennst du noch? Ich freue mich auf deinen Kommentar.
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