Im Jahre 1896 aufgebaut als kleiner Außenposten am nördlichsten Zipfel Australiens. Benannt nach dem berühmten Wissenschaftler Charles Darwin. Zerstört von japanischen Bombern und von Zyklonen. Mehrmals. Immer wieder aufgebaut. Mittlerweile eine der modernsten und schönsten Großstädte, mit tropischem Flair und den wohl atemberaubendsten, glutroten Sonnenuntergängen ganz Australiens: Das ist Darwin.
“Was ist bloß los mit dieser Stadt?”, war einer der ersten Gedanken als ich hier ankam. Alle Hostels und Unterkünfte ausgebucht. Wirklich alle. Und überall liegen lautstark schnarchende Leute herum. Auf Bänken oder in ihrem Schlafsack. Am helllichten Tag.
Wenn die Hostels mal wieder alle voll sind. Kein Problem. In Darwin gibt’s genug gemütliche Ecken.
Es war ein Samstag und das, von einem touristischen Blickwinkel aus gesehen, wohl wichtigste Wochenende der Stadt. Race & Rock: ein großes Sportevent mit PS-gemästeten V8-Supercars, frivolen Boxenludern und dröhnenden Rockkonzerten. Jährlich, an diesem Wochenende, platzt Darwin aus allen Nähten. An die 50.000 Besucher strömen dann zusätzlich in die Stadt. Schon von der Ferne kann man täglich das laute Summen der Motoren hören.
Schlechter Start mit rasantem Anstieg
Trotz dieses Besucherandrangs fanden wir am Ende eines anstrengenden Tages des Suchens und Hoffens dann doch noch einen kleinen Zeltplatz. Ironischerweise lag der genau neben der Rennstrecke, und es war nicht gerade leise.
Alles in allem eigentlich kein guter Start um einen neuen Ort kennenzulernen. Doch von hier an sollte es steil bergauf gehen, mit dieser wunderschönen City im Norden des Northern Territory. Darwin hat mich nicht enttäuscht. Im Gegenteil. Es hat mich gefesselt. Denn hier haben Reisende eigentlich alles, was es zum Wohlfühlen braucht: Jede Menge Natur. Eine Brise Kultur und natürlich Entertainment.
Darwin Central Business District (CBD).
Kultur
Darwins Kultur beginnt eigentlich schon mit seiner, im Eingangsabschnitt dieses Artikels kurz zusammengefassten, Geschichte. Sie ist zwar noch recht kurz, aber dafür äußerst dramatisch, denn die Stadt hat definitiv schon einiges mitgemacht. Sie wurde bereits vier mal fast komplett zerstört und wieder aufgebaut.
Im Februar 1942 wurde das als Militärbasis verwendete Darwin von japanischen Bombern vernichtet. Bei diesem Angriff fielen mehr Bomben als auf Pearl Harbour.
Bis dato hatte Darwin allerdings auch gerade einmal 3.000 Einwohner und die Stadt war recht isoliert vom Rest Australiens. Aber mit dem Wiederaufbau am Ende des Krieges durch die Allierten, stieg Darwins Bedeutung signifikant an. Kontinuierlich erhöhte sich die Einwohnerzahl von Jahr zu Jahr. Heut leben hier fast 140.000 Menschen, womit Darwin die größte Stadt des Northern Territory ist.
Ein großes Problem sind auch Zyklone, die Darwin immer wieder heimsuchen, das letzte mal 1974 mit verheerenden Folgen. Zyklon Tracy zerstörte innerhalb weniger Stunden die komplette Stadt. Viele Menschen starben und auch danach mussten die Einwohner wochenlang im Schutt leben.
Über Zyklon Tracy in der Zeitung.
Seitdem wurde aber viel Geld in die Architektur der ganzen Stadt gesteckt, so das sich ein solches Szenario nicht wiederholt. Wenn eine Stadt weiß, wie man wieder aufsteht, dann ist es definitiv Darwin.
Alles über die komplette Geschichte kann man im kostenlosen Museum and Art Gallery of the Northern Territory nachlesen. Hier erfährt man auch viel über die Flora und Fauna des Staates und welchen Einfluss Wissenschaftler wie Wallace oder Charles Darwin auf die Stadt haben.
Natur um Darwin
Die Nationalparks
Auf jeden Fall nicht verpassen sollte man mindestens einen Ausflug zu einem der Nationalparks Litchfield oder Kakadu. Von Darwin aus, kann man für beide Touren buchen. Aber auch mit dem eigenen Auto sind die Parks erreichbar. Jedoch sind viele der Straßen zu Wasserfällen und anderen Attraktionen im Kakadu Nationalpark nur mit 4-Wheel-Drive-Jeeps zu passieren. Litchfield dagegen hat überall gut ausgebaute Straßen, ist dafür aber auch kleiner als Kakadu.
Florence Falls im Litchfield Nationalpark.
Die vielleicht schönsten Sonnenuntergänge der Welt am Mindil Beach
Der Hauptstrand der Stadt ist in der Trockenzeit Austragungsort des Mindil Beach Marktes, der hier jeden Donnerstag und Sonntag läuft. Dann tanzen Aborigine-Frauen zu den geballten Klängen von Didgeridoo-Künstlern, einheimische Schmuckmacher und Maler verkaufen ihre Werke und Bands und Comedians treten regelmäßig auf.
Hauptevent des Mindil Beach ist aber der tägliche Sonnenuntergang, einer der schönsten, den ich je gesehen hab. Denn die glutrot leuchtende Sonne taucht langsam in den Meeres-Horizont ein, bis sie vollkommen verschwunden ist und die Wolken nur noch von ihrem Restlicht erhellt werden.
Malerisch: Sonnenuntergang am Mindil Beach in Darwin.
An Markttagen wird es dann richtig voll am Strand. Ab und an hat man den Sonnenuntergang und den Mindil Beach aber auch ganz für sich allein.
Botanische Gärten
Die von einem deutschen Einwanderer kreierten botanischen Gärten sind über 100 Jahre alt und wunderbar für einen enspannten Spaziergang geeignet.
Wasserfall in den botanischen Gärten von Darwin
Es gibt hier ruhige Pools mit Wasserfällen, umgeben von tropischem Regenwald, ein Baumhaus zum Beklettern mit super Aussicht auf den Park und auch viele saftig grüne, offene Grasflächen mit Picknik-Möglichkeiten.
Krokodilfrei schwimmen in der Lagune
An den Stränden Darwins gibt es ganzjährig Krokodile. Einige Risikofreudige schwimmen trotzdem immer wieder im Meer. Wem das zu gefährlich ist, der sollte sich die Waterfront zwischen CBD und Hafen in Darwin anschauen. Denn hier wurden für die Einwohner der Stadt gleich zwei wunderschöne Lagunen errichtet: die etwas ruhigere Recreation Lagoon und die Wave Lagoon in der auch künstliche Wellen erzeugt werden.
Die Recreation Lagoon direkt neben dem Hafen
Küstenwalks
An der anderen Seite des CBD befindet sich an der Esplanade der Bicentennial Park, der das typisch tropische Flair Darwins ausstrahlt. Von hier aus führen kleine, von dichtem Regenwald umschlungene Pfade nach unten zum Wasser. An den kleinen Stränden kann man entlang spazieren und sich entspannen, außer es hängen gerade ein paar Krokodile herum.
Relaxter Strand am Bicentennial Park in Darwin.
Entertainment
Wer feiern gehen will, ist in Darwin definitiv richtig. Die Stadt ist zwar nicht so groß, dafür ballt sich aber fast das ganze Ausgehviertel auf einer Straße – Die Mitchell Street.
Party entlang der Mitchell Street in Darwin.
Es herrscht eine recht große Konkurrenzsituation zwischen den Bars und Clubs. Leicht bekleidete Frauen laufen regelmäßig die Straße hoch und runter und verteilen Gutscheine für Freigetränke. Wet-T-Shirt-Contests und Striptease-Shows sind an der Tagesordnung um die nach Bier dürstenden, männlichen Reisenden in die Lokalitäten zu locken. Aus jedem Loch und jeder Ecke ertönt Musik.
Am lautesten dröhnt es aber von den “Pedi-Cabs” – Rad-Taxis, meist angetrieben von bankrotten Backpackern, die verzweifelt versuchen damit Kunden zu ergattern.
Auch fast alle Hostels, die leider ziemlich teuer sind für das was geboten wird, sind hier zu Finden. Und jeden Tag, besonders in der Wintersaison, kommen neue Touristen hinzu. Diese Kombination sorgt dafür, dass eigentlich jeden Abend in der Woche in den Clubs und Bars der Bär steppt.
Am bekanntesten sind die Clubs Monsoons und das Vic Hotel. Hier ist auch immer am meisten los. Am Wochenende kann es allerdings schon mal 10 Dollar Eintritt kosten, wenn man nicht irgendwoher eine Freikarte bekommen hat.
Wer eher auf den irischen Flair steht, geht ins Shanannigans, einem lauten und stets vollen Irish Pub, mit Flatscreens, Bier vom Fass und irischen Bedienungen.
Hat man noch nicht sein ganzes Geld für Alkohol und Party ausgegeben, gibt es immer noch das Skycity Casino, direkt neben dem Mindil Beach. Einfach mal Roulette spielen oder beim Black Jack die Karten mitzählen.
Bilder von Darwin
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Hinfallen. Aufstehen. Krone zurechtrücken. Weitergehen. Dieser Spruch trifft auch auf diese Stadt zu.