Ein alter Mann mit rotem Rucksack und Baskenmütze genießt seine Mahlzeit. Neben ihm genauso ein Alternativer mit einem seltsamen Potporee an Frisuren vereint in einer: rote Rastas, zusammengebunden im Iro-Schnitt. Draußen im Garten gesellt sich eine Gruppe Hipster mit ihren Fensterglasbrillen und iPads, die sich lautstark unterhalten. In der Ecke des Raumes sitzt ein südländisch aussehender Student dagegen still und bedächtig vor seinem Smartphone. Direkt neben ihm platziert sich ein etwas verranzter Bärtiger mit Sonnenbrille, der auch locker als Bandmitglied von ZZ-Top durchgehen würde. Vor den mit Graffiti-Kunst beschmückten Wänden, malt ein älterer Herr eine junge Studentin auf Canvas. Im Hintergrund läuft Musik von St. Germain. Und zwischendrin rennt eine Kellnerin fröhlich hin und her, räumt die Tische ab und bedient jeden, der einen Kaffee möchte.
Das Lentils as Anything Restaurant in Melbourne.
Das Besondere in dieser Küche ist nicht nur der Mischmasch an Charakteren, die nicht unterschiedlicher sein könnten. Auch das Bezahlprinzip ist einzigartig: Man zahlt nur so viel wie man möchte. Richtig gelesen: So viel wie man zahlen kann oder wie einem die Mahlzeit Wert ist.
Kaffee im Lentils as Anything.
Das Essen ist aufgereiht auf einem Buffet. Es gibt hier hauptsächlich vegetarische Gerichte. Heute steht eine ziemlich scharfe Chilli-Suppe, Salat, Paella, Kartoffeln mit Pesto und Lasagne auf der Speisekarte. Zum Dessert gibt’s Zimt-Fudge und dazu Wasser. Etwa 7.000 Mahlzeiten werden hier wöchentlich serviert. Es gibt auch Frühstück und Abendbrot.
Leckeres Essen im Lentils as Anything.
Doch es geht hier um mehr als nur Essen. Es geht um das Prinzip des Teilens vor allem des Verteilens von Reichtum in einer Gemeinschaft. Jeder sollte das Recht haben wertgeschätzt und respektiert zu werden. Auch die, die es sich eigentlich nicht leisten können in ein Restaurant zu gehen. Es geht nicht um Profit, sondern darum, dass Geld helfen soll, Leute zusammen zu bringen. Das Lentils as anything ist Quasi eine Oase in der Wüste des Kapitalismus. So dinieren hier Obdachlose, Studenten und reichere Melbourner nebeneinander.
Fröhliche Kellnerin im Lentils as Anything.
“Yes, I’m a volunteer”, antwortet mir die namenlose Kellnerin freundlich, als ich sie frage, ob sie hier ohne Bezahlung arbeitet. Und von solchen Leuten lebt dieses Restaurant. Und auch von Spenden größerer Organisationen und Firmen. Und das Prinzip scheint zu funktionieren. Bereits seit 13 Jahren. Mittlerweile gibt es drei Lentils as Anything in Melbourne und eins in Sydney.
Das Lentils as Anything in Abbotsford, Melbourne.
Ich habe mich satt gegessen. Es war verdammt lecker. Fürs Dessert habe ich keinen Platz mehr. Auf einmal steht der spanisch aussehende Student neben mir auf, nimmt meinen Teller und das Besteck und bringt es vor zur Geschirrabgabe. Danach setzt er sich wieder hin und tippt etwas auf seinem mit glitzernden Steinen verzierten Smartphone. Ich sage “Thank you”. Ich werde noch öfters herkommen.
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